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Das sehe ich anders, Faldegorn. Selbst in den dunkelsten Stunden seines Lebens hat man die Wahl, aufzugeben oder zu kämpfen. Und selbst dann noch in diesem schrecklichen Moment trifft man für sich eine Entscheidung, ganz allein für sich. Die Krankheit treibt einen hochstens an, überhaupt an diesem möglicherweise endgültigen Scheideweg zu landen. Und es braucht sehr viel mehr Kraft, wieder aufzustehen als einfach loszulassen.

Ich kann und will nicht urteilen. Aber vielleicht hat ein sehr erfolgreicher Mensch mit 49 schon alles erlebt und jeden Luxus gehabt, (was vielleicht sehr ernüchternd und leer ist)und schon vieles verpasst. Es können Gedanken kommen ob es sich noch lohnt, es kann jetzt nur noch schlechter kommen. Die Neugier auf die Zukunft ist weg. Und vielleicht ist das auch krankmachend !!! sru

Dieser thread wird ja immer länger. Verschiedene Menschen und verschiedene Aspekte zum Thema Freitod. Bin gespannt wies weitergeht. Lerne neue Ansichten kennen.

Hallo
also ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen, es geht wohl um den Swisscom_CEO.
Was ich aber denke: Es tut mir für seine Familie leid, was passiert ist.
Andererseits hat man gerade in seiner Position doch alle Möglichkeiten der Welt, denn Geld regiert die Welt.
Wäre seine Arbeit zu stressig, hätte er eine SEkretärin zusätzlich einstellen können, die ihn punktuell entlastet, die Arbeit besser vorbereitet etc.
Hatte er keine Ziele mehr und eine innere Lehre, hätte er als CEO zurück treten und einfach eine kleine Beratungs-Firma gründen können. Geld hätte er ja genug und er hätte weniger arbeiten müssen.
Also mit Geld hat man schon Möglichkeiten. Wenn der Job dich stresst, mache eine eigne Firma, das Startkapital hast du ja.
Du bist nicht fleissig oder kreativ genug für eine eigene Firma? Gründe trotzdem eine und stelle 5 Top-Leute an, die für dich arbeiten (als Swisscom_CEO hast du ja das Geld).
also ich glaube, mit 5 Millionen wäre ich glücklich. Denn das was ich mir nicht kaufen kann, muss ich anders erarbeiten (zB Freundschaft, Liebe, etc). Und was ich mir kaufen kann, kaufe ich mir.

Ich weiss nicht was egoistischer ist, wenn man Depressionen hat:
a) offen über Depressionen zu reden und mit seinem Umfeld lösungen zu finden (aber auch sich ausweinen, die schwarzen Gedanken mitteilen etc) -> tendenziell eher Typ Frau, kann sehr belastend sein für das Umfeld, weil sie sich Sorgen machen, vielleicht Angst haben.. über Jahre..
b) Mitmachen, "stark sein" gegen aussen, das Umfeld nicht belasten, verdrängen so gut wie's geht, aber dann halt evt irgendwann daran zerbrechen, und einen Schlussstrich ziehen, weil man einfach nicht mehr kann?

Vielleicht ist es der ausser Rand und Band geratene - jedem Menschen innewohnende - ureigene Antrieb nach mehr. Das, was unsere Motivation bedeutet wurde hier von einem äusserst klugen Menschen maximiert, zurechtgefeilt und immer weiter entwickelt - bis er vor Erfolgshunger nicht mehr zurückkonnte und das eigene Versagen im persönlichen Bereich nicht mehr ertrug. Ein nach aussen nahezu perfekt wirkender Mensch der an der eigenen Unvollkommenheit zerbrochen ist.
Es kann sehr anspruchsvoll sein für einen erfolgsverwöhnten Menschen, wenn er erkennt, dass er im sozialen Leben seiner drei Kinder nur noch eine Nebenrolle spielen darf. Ein toller Film über Arten, wie Männer ihr Leben "für die Familie" opfern und welche Beweggründe sie umhin treiben: The Place beyond the Pines - in meinen Augen sehr empfehlenswert!
Menschen in ähnlichen Situationen sollte Mut zur Aufgabe des gewählten Weges gemacht werden und hier bin ich mit mjl einig; die Aufgabe einer derart umfassenden Erfolgsblase verlangt mehr Mut zum Verzicht als der Weg in den Freitod

nun, aber keinen mitleid mit den menschen haben, die das tun? klar, mit einem toten ist es schwierig mitleid zu haben... da ist es natürlich immer hart für die hinterbliebenen. aber ich habe mit den menschen für ihr leben vor dem suizid mitleid. was hat ihn also dazu getrieben, dass dies der einzige ausweg war.. wie schlecht muss es ihm gegangen sein?

@ahua: Wir reden gerade ein wenig aneinander vorbei. Ich bin auch der Meinung, dass viele zu sehr auf ihren Status und auf Marielles achten. Naja, menschlich halt. Ich werfe ihnen das nicht vor. Jeder soll so leben, wie er es für richtig hält. Persönlich bin ich aber immer hellhörig, wenn jemand den Begriff «richtig» benutzt, das hast du getan (sinngemäss: das ist der richtige Weg). Es impliziert, dass du annimmst, die Wahrheit zu kennen. Aber genug der Haarspalterei, sollte kein Angriff auf dich sein, einfach eine Bemerkung.
Mir ging es mehr darum, was die Konsequenzen aus dem Erkennen der Lüge ist. Die logische Konsequenz ist, sich aus dem System rauszunehmen. Diese Möglichkeit haben nur wenige, und sich freiwillig in die Abhängigkeit der Fürsorge zu begeben, kann es ja auch nicht sein. Wäre auch paradox, da die Fürsorge ja auch wieder durch das System garantiert wird.

"Aber ein 0815-Mensch hat diese Möglichkeit nicht" - auch das bezweifle ich. das problem ist doch nicht, dass man hier in der schweiz ohne arbeit verhungert, so dass man weiterhin sieben tage die woche 12 stunden im stollen kohle rauspickeln muss. das problem sind idiotische status- und wertvorstellungen, die einem von werbung und anderen konsumfallenopfern eingetrichtert werden, so dass man glaubt, das alles zu benötigen, um einen (selbst-)wert zu haben, und sich entsprechend krankarbeitet.

das würde ich nicht so sagen, mary.. vielleicht von aussen, aber von innen bin ich nicht überzeugt, dass es so ist. aber ok, ich weiss es auch nicht, bin nicht in dieser situation.

Es ist nicht nur ein egoistischer Weg. Es ist DER egoistischste Weg, den man überhaupt gehen kann. Es gibt kein Zurück. Und man kann nie wieder gut machen, was man an den Seelen der Menschen, die einen lieben, zerstört. Mut? Nein. Es ist der weg des absolut geringsten Widerstandes.

@ mary_jane_louis: Menschen, die Suizid begehen, sind krank. Es ist nicht ihre freie Entscheidung, dass sie diesen letzten Ausweg wählen. Es ist die «Krankheit», die diese Entscheidung fällt. Solche Menschen können selbst keinen anderen Ausweg mehr suchen, sie sehen nichts mehr. Die Krankheit hat ihren Lebenswillen vernichtet. Sie haben nicht mehr die Wahlmöglichkeiten, die du ihnen unterstellst.
Man kann lange darüber diskutieren, was diese Krankheit verursacht. Ob unser Lebenstil Depressionen begünstigt. Wichtig ist einfach, dass über die Ursache des Freitods diskutiert wird. Kein gesunder Mensch bringt sich einfach so um. Im konkreten Fall kann es sein, dass die Arbeit zur psychischen Störung geführt hat. Aber genauso kann eine andere Ursache vorhanden sein. Und ob dieser Mensch nach Macht und Gier gelechzt hat, ist einfach mal eine Unterstellung deinerseits. Soviel ich gelesen und gehört habe, war diese Person bei der Belegschaft sehr beliebt. Macht- und Giermenschen sind das in der Regel nicht. Manchmal spült das «System» einfach die Fähigsten an die Spitze.
@ahua: Ich habe meine Aussage nicht auf den konkreten Fall bezogen sondern allgemein gemeint. Natürlich hätte diese Person einfach aussteigen können, er hatte diese Möglichkeit. Aber ein 0815-Mensch hat diese Möglichkeit nicht. Da hilft es nicht, die Lüge zu enttarnen, weil man keine vernünftigen Konsequenzen daraus ableiten kann.

Der Unterscheid, soweit ich informiert bin, bei Männern und Frauen ist:
Männer wählen tendenziell härtere Methoden als Frauen und sind dementsprechend "erfolgreicher" beim Suizid (bzw. wer "leichte" Methoden wie Gift etc. nimmt, ist einfacher zu retten)
Während Männer beim Suizid führen, unternehmen Frauen mehr Selbstmordversuche.
Das ist sicherlich eine der Erklärungen für das Suizid-Verhältnis von knapp 1 zu 3.

eben, mariesuisse: die, die sich das leben nehmen, hinterlassen die anderen mit schuldgefühlen. aus dieser sicht kann ich die aussage von mary-jane verstehen, indem es ein egoistischer schritt ist, in dem moment denkt die person nur noch an sich. ok, sie kann nicht anders, ist verzweifelt, und ich sehe absolut auch, dass dieser schritt kein einfacher ist. die hinterbliebenen müssen dann auch ihre verantwortung tragen und sich nich schuldig fühlen für etwas, dass die person allein entschieden hat.
und noch zu den männlichen wesen: ich denke nicht, dass sie als sensibler auf die welt kommen als weibliche. sie kommen mit gleichen chancen oder nicht-chancen auf die welt, und jede(r) muss dann seinen weg als mann oder frau machen. oder meinst du es so, dass diese sensibelchen männlichen wesen so sensibel sind, dass einige von denen dann die frauen unterdrücken müssen, um es zu kompensieren ;-)?

Freitod kann man nicht verhindern. wir sind weltweit glaube ich an zweiter stelle was freitod anbetrifft. dass jemand vor hat sich das leben zu nehmen, das sieht man einer person nicht an. die frage warum und wieso hat das jemand getan, erübrigt sich. die hinterbliebenen müssen mit dieser schuld, auch wenn sie keine schuld haben, fertig werden und sonst niemand. wir müssen einfach aufhören, dieses thema zu tabuisieren.