Kommentare

@Messerschmidt: Weitgehend einverstanden, aber Marx wollte die Freiheit des einzelnen gerade nicht beschneiden, sondern hat ebenfalls einen liberalen Anspruch verfolgt, was uns gerade das Gewaltpotential von Ideologien aufzeigt, wenn man ihre natürlichen Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen sie gültig sein können, ignoriert.

Der Liberalismus stellt die Freiheit des Einzelnen ins Zentrum. Dies ist die Grundlage. Auf welche Weise jedem Menschen ein Höchstmass an indivueller Freiheit garantiert werden kann, ist natürlich sehr umstritten. Beim «eigentlichen Liberalismus», den Charles Hügli fälschlicherweise behauptet, handelt es sich um die Denkschule des Wirtschaftsliberalismus (oder auch Neoliberalismus). Dieser geht davon aus, dass der Staat möglichst wenig in die Wirtschaft eingreifen soll (tiefe Steuern, wenige Regeln) und dass sich bei maximaler Deregulierung automatisch ein Gleichgewicht einstelle, von dem letztlich die Allgemeinheit profitiere.
--
Nun ist diese Denkrichtung in der Vergangenheit verschiedentlich an ihre Grenzen gestossen. Ausbeutung und Umweltzerstörung sind ihre Folge. Und die jüngste Finanzkrise ist natürlich ein dankbares Beispiel: Hier hat die unhinterfragte Anbetung des Marktes dazu geführt, dass einige Wenige sich in einem durch mangelhafte Regulierung und falsche Marktanreize geprägten Wirtschaftszweig masslos auf Kosten aller anderen bereichern konnten und dabei fast die globale Wirtschaft in den Abgrund fuhren. Dass die ultraliberale Handlungsfreiheit dieser Individuen staatlich beschränkt werden muss, sehen heute selbst die Bürgerlichen ein.
--
Beim von Hügli erwähnten «Geld anderer Leute», dass der Staat «für Problemlösungsversuche ausgibt», handelt es sich um Steuern, die der Staat von der Wirtschaft abschöpft, um damit seine Infrastruktur, sein Bildungs- und Sozialsystem usw. zu finanzieren. Diese sind Grundlagen sowohl einer produktiven Wirtschaft als auch einer freien («unversklavten») Gesellschaft, in denen es allen möglichst gut geht. Liberalismus, wie er von progressiv Denkenden verstanden wird, betont anstelle der wirtschaftlichen Deregulierung stärker die Chancengleichheit, die freie Entfaltungsmöglichkeit des Einzelnen (deren eine Grundlage die Freiheit von Diskriminierung ist) oder, als utopisches Ziel, die Freiheit von einem (je nach Sichtweise) per se diskriminierenden Wirtschaftssystem.
--
Ein nicht-liberaler Linker wäre jemand, der ein System anstrebt, welches die Freiheit des Einzelnen beschneidet. Zum Beispiel ein Kommunist.

Der Linksliberalismus, wie von bluebalu beschrieben, steht weitgehend im Gegensatz zum eigentlichen Liberalismus. Im Liberalismus beschränkt sich die Staatsaufgabe auf den Schutz von Vertragsfreiheit, Leib, Leben und Privateigentum. Die daraus entstehenden leistungsbedingten sozialen Unterschiede werden akzeptiert. Der Liberalismus macht keinen Versuch, alle Menschen sozial und wirtschaftlich "gleich" zu machen. Nur vor dem Gesetz sind alle gleich (Rechtsgleichheit).
*
Die beschriebenen linksliberalen politischen Projekte haben jedoch eine gewisse "Gleichmacherei" zum Ziel, welche ohne Verletzung von liberalen Werten (Vertragsfreiheit und Privateigentum) nicht realisierbar ist. Beim "Menschenrechtsexport" wird sogar die territoriale Freiheit souveräner Staaten missachtet.
*
Die Grundannahme vieler politischer Strömungen (inkl. Linksliberalismus) ist, dass man wahrgenommene Missstände lösen kann, indem man das Geld anderer Leute für Problemlösungsversuche ausgibt. Für den Liberalismus kommt das nicht in Frage.

Liberal = freiheitlich. Es gibt nicht nur monetäre Freiheiten. Der linke Liberalismus besteht aus Chancengleichheit, Gleichberechtigung, nationaler Öffnung, Menschenrechtsexport, etc.
1